(Foto: L.G. Marshall 13.05.1958)
BAU UND BETRIEB DER EISENBAHN
Der erste Spatenstich wurde am 1. August 1895 unter dem Hestenberg getan. Am 12. März 1896
konnte der
Streckenteil bis zum Güterbahnhof der Kleinbahn bereits landespolizeilich
abgenommen und am 20. April
1896 unter reger Teilnahme der Bevölkerung zunächst für den
Güterverkehr in Betrieb genommen werden.
(Foto: M. Siebel, Plettenberg, ca. 1905/10, Sammlg. Stadtarchiv Plettenberg)
Wegen der Geländeschwierigkeiten in dem engen, besiedelten Gebirgstal zwischen Eiringhausen und der Stadt
Plettenberg und aus wirtschaftlichen Erwägungen wurde die Bahn als Schmalspurbahn mit 1,00 m Spur
gebaut. Die Beförderung der normalspurigen Staatsbahnwagen (1,435 m Spur) erfolgte bis zum Jahre 1904
auf Rollböcken.
Man hatte jedoch bald erkannt, daß die Beförderung der Staatsbahnwagen auf Rollwagen statt auf Rollböcken
wegen der schnelleren und besseren Übersetzung und der größeren Betriebssicherheit zweckmäßiger war.
Nach erfolgreichen Versuchen wurde daher die Beförderung der Staatsbahnwagen im Jahre 1904 ganz auf
Rollwagen umgestellt. Diese Beförderungsart, die bis zur Betriebsumstellung im Jahre 1962 beibehalten wurde,
hat sich als vorteilhaft und wirtschaftlich erwiesen.
Der Güterbahnhof der Kleinbahn, zugleich Übergangsbahnhof mit der Staatsbahn, befand sich bis zum Jahre
1904 auf der Südseite des Staatsbahnhofes, etwa auf dem Gelände des späteren Personenbahnhofes der
Kleinbahn und weiter bis zum Güterbahnhof der Staatsbahn. Außer der Rollbockgrube für das Übersetzen
der Staatsbahnwagen auf die Rollböcke der Kleinbahn befanden sich dort noch ein Lokomotivschuppen
mit 3 Lokomotivständen, einer Reparaturwerkstatt und Lagerräumen sowie eine Gleiswaage und später auch
eine Drehscheibe (im Jahre 1898 beschafft). Im Zuge der Ausweitung des Kleinbahnbetriebes mußte bereits
im Jahre 1900 der Lokomotivschuppen umgebaut und um weitere 3 Lokomotivstände erweitert werden.
Am 22. März 1901 verlor die Plettenberger Straßenbahn-Gesellschaft durch den Tod den Vorsitzenden ihres
Vorstandes, den Fabrikanten Wilhelm Seissenschmidt. Er war die Seele des Unternehmens von den
Anfängen der Planung über den Bau der Bahn bis zu ihrem Betrieb gewesen. Umsomehr mußte sie der
Verlust dieses verdienten Mannes treffen, der in allen Phasen ihrer Planung, ihres Baues und ihres Betriebes
in vorderster Linie gestanden hat. Seinem persönlichen Einsatz und seiner anerkannten Energie verdankte
die Kleinbahn, den vielseitigen Schwierigkeiten zum Trotz, ihre Entstehung und ihre Erweiterung in den
Folgejahren auch über seinen Tod hinaus.
Landrat wünschte Weiterführung bis Herscheid
Die Verlängerung der Bahn in das Oestertal bis Oesterau wurde davon abhängig gemacht, daß die
Firma Ernst Brockhaus & Co. sich bereit erklärte, gleichzeitig im Anschluß an die Kleinbahn
eine Privatanschlußbahn mit 2,1 km Streckenlänge von Oesterau bis Wiesental zu bauen. Diese
Forderung der Plettenberger Straßenbahn-Gesellschaft erhielt besonderes Gewicht durch den damals
beabsichtigten und im Jahre 1904 begonnenen Bau der Oestertalsperre. Für die Beförderung der
Baumaterialien zu diesem Bauvorhaben sollten die Kleinbahn und die Privatanschlußbahn in Anspruch
genommen werden. Zu dem Bau und Betrieb der Anschlußbahn von Oesterau nach Wiesenthal erklärte
sich dann die Firman Ernst Brockhaus & Co. durch
Vertrag vom 19. Mai 1903 verbindlich bereit.
Mit den Betrieben im Else- und Oestertal wurde schon am 12. November 1900 ein gemeinsamer Vertrag
dahin abgeschlossen, daß sich diese verpflichteten, bei Weiterführung der Kleinbahn in das Else-
und Oestertal der Gesellschaft als neue Aktionäre zur Erhöhung des Aktienkapitals beizutreten und
wie die Anschließer der Stammbahn sämtliche für sie mit der Staatsbahn ankommenden oder abgehenden
Güter mit dieser Kleinbahn zu befördern. - Auch die Landgemeinde Plettenberg erklärte sich bereit,
mit 56.000 Mk Aktien bei einer Garantie von 4 % Dividende sich an der Plettenberger
Straßenbahn-Gesellschaft für die Weiterführung der Bahn in das Oestertal zu beteiligen. (im Original
sind wir hier auf der S. 13 angekommen)
Die Erhöhung des Aktienkapitals um 310.000 Mk. für die Verlängerung der Bahn bis Holthausen und
Oesterau wurde in der Hauptversammlung der Plettenberger Straßenbahn-Gesellschaft am 23. Mai 1900
beschlossen. Der Vertrag für die Mitbenutzung der Gemeindestraßen im Oestertal wurde mit dem Amt
Plettenberg am 7. April 1904 geschlossen. Die Straßenmitbenutzung bis Holthausen war mit der Stadt
Plettenberg bereits am 30. August/7. Oktober 1902 vertraglich vereinbart worden.
Mit dem Bau der 1,95 km langen Elsetalbahn von der Kaiserstraße durch die Herscheider Straße wurde
am 1. Oktober 1901 begonnen. Nach der am 9. Juli 1902 erteilten Genehmigung und nach landespolizeilicher
Abnahme am 10. Juli 1902 konnte sie schon am 11. Juli 1902 für den Güterverkehr in Betrieb genommen
werden.
(Foto L.G. Marshall, 13.05.1958)
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