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"Schwalbe"-Buch im Zimmermann-Verlag erhältlich
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Unzählige Bohrer in den Wänden sind Beleg für das abrupte Ende Tausende Zwangsarbeiter gruben im Hönnetal Stollen für unterirdische Treibstoffproduktion
Von Horst Hassel und Horst Klötzer
Mehr als 20 in den Berg getriebene Stollen, davon die meisten durch einen - heute nur noch in Teilen
vorhandenen "Rohrstollen" verbunden, sind von der im September 1944 geplanten unterirdischen Treibstoffherstellung,
dem sogenannten Geilenberg-Projekt
"Schwalbe I", im Steinbruch "Emil 1" in Oberrödinghausen im Hönnetal übriggeblieben. Eine 25.000 Quadratmeter
große Fläche sollte unterirdisch zur Hochdruckhydrierung von Steinkohlenteer genutzt werden. Späterer Betreiber der Anlage sollte
die Union Rheinische Braunkohlen-Kraftstoff - kurz UK genannt - in Wesseling bei Köln werden. Erstmals
in der Geschichte des damaligen Deutschen Reiches sollte in Oberrödinghausen eine komplette Hochdruckhydrieranlage unter
Tage verlagert werden.
Der Deckname
"Schwalbe 1" stammt wohl auch von der Typenbezeichnung der
Messerschmitt ME 262 "Schwalbe", für die hier Treibstoff hergestellt werden
sollte. Die Baukosten wurden seinerzeit mit 135.000.000 Reichsmark angesetzt. Die Fertigstellung
des unterirdischen Hydrierwerkes bzw. die Inbetriebnahme war für September 1945 anvisiert. Die Vielzahl der noch in
den Wänden steckenden Bohrgestänge
belegt, wie schnell damals die Arbeiten an der Untertage-Verlagerung zur
Herstellung von Flugbenzin durch Kohle-Hydrierung eingestellt wurden. Teilweise
sind tiefe Bohrungen für die nächste Sprengung bereits vorgenommen worden,
doch schon Ende März, zwei Wochen vor dem Einmarsch der Amerikaner am 14. April 1945,
wurden die Arbeiten abrupt eingestellt - die Ruhrbrücke bei Fröndenberg war zerstört,
Materialnachschub nicht mehr möglich. Die Arbeiten konnten ohnehin nur durch den Einsatz von
tausenden Zwangsarbeitern durchgeführt werden.
Fast alle Stollenzugänge sind schon Mitte der 1960er Jahre mit Steinbruchmaterial
zugeschoben worden. Zu diesem Zeitpunkt hatte man aber auch schon einen Großteil der Steilwand
über den Stolleneingängen zur Kalkgewinnung abgetragen. Das Gelände ist heute durch einen - teilweise mit Nato-Stacheldraht
gesicherten - Zaun (Übungsgelände für Polizeieinheiten, verwaltet von der LAFP NRW
in Selm) gesperrt. Neben dem durch den Zaun gesicherten Bereich gibt
es einen südöstlichen Stollenteil (beim Bau die Stollen 17-20), der durch den Steinbruchbereich durchschnitten
wurde und heute durch eine Tür (mit Telefon-Nummer, unter der man Infos bekommt)
gesichert ist. Hier im Innern, wie auch an anderen Stellen, sieht man
deutliche Spuren von schwarzem Rauch an der Decke, verursacht vermutlich durch Dampflokomotiven
(der Kalkwerke), durch die das Abraummaterial nach draußen befördert wurde.
Von den Rheinisch-Westfälischen Kalkwerken, die mit Beginn des Stollenbaus ihre
eigene Kalksteingewinnung einstellte, konnten die jetzt anfallenden Mengen Kalkstein
gar nicht verarbeitet werden. Ein Teil des Materials wurde deshalb auch entlang der
Hoennetalbahnstrecke zwischengelagert, dann z. T. von den Firmen
Deutag/Timmermann zur Weiterverarbeitung übernommen.
Spuren einer Nutzung aus der Kriegszeit finden sich mit Ausnahme von Schienen
(600 mm und 750 mm Spurweite) nicht. Die 750 mm-Spurweite dürfte von den Dampfloks
der Kalkwerke stammen. Die hatten 1961 eine Brecheranlage in einem der von
Zwangsarbeitern geschaffenen Zugangsstollen - und eine Kiesschütte in einem
weiteren Zugangsstollen - eingebaut. Von der oberen Steinbruchfläche aus wurde
das Kalksteinmaterial durch ein "Rolloch" (Bergleute nennen so die Transport-Verbindung
zwischen zwei Sohlen) gekippt und landete im Trichter des "Brechers". Ein weiteres
Rolloch findet sich in der Verlängerung eines zweiten "Rollochstollens", in dessen
Eingang noch heute zahllose Lüftungsrohre aus der ursprünglich geplanten Nutzung
(beim Bau des Stollen Nr. 9) lagern, die aber nie verbaut wurden. In diesem Stollen wurde von der obersten
Steinbruchebene aus Kies durch ein Rolloch verladen. Die betonierte Stollenmundloch-Sicherung
des Brecher-Rolloch-Stollens wurde übrigens erst nach dem Krieg von den
RWK angelegt. 1944 ragte die Felswand über den geplanten Stollengängen noch fast senkrecht über
80 Meter hoch auf. Dieser Kalkstein wurde aber später von RWK von der ursprünglichen
Abbruchkante um fast 40 Meter in die Tiefe sowie von den Stollenmundlöchern aus im
schrägen Winkel abgebaut.
An mehreren Stellen gab es Verwerfungen im Kalkstein, was die Arbeiten zum
Stollenausbau lebensgefährlich machte. Die davon betroffenen Stollenteile sind
inzwischen meist zusammengebrochen, werden durch Spalten und Hohlräume im Fels
von oben unter Wasser gesetzt oder sind durch herunterbrochene Decken und bis
zu 20 t schwere Einzelfelsen unpassierbar. Mehr als 50 Jahre nach dem Sprengen
der Stollengänge finden sich an vielen Stellen bereits Versinterungen in Form von
"Gardinen" oder "Wasserfällen". Für den Einbau der Hydrierungsanlagen vorgesehen
waren offensichtlich die an den Rändern in mehreren Stollengängen angelegten
Blindschächte (bergmännisch: Aufbruch). Sie sind knapp vier Meter im Quadrat
und reichen von der Stollensohle rund 15 Meter hoch ins Deckgebirge. Die
in einigen wenigen Blindschächten vorhandene Zimmerung ist im Laufe der Zeit marode
geworden und zusammengebrochen.
Bis zu drei Schienengleise nebeneinander passten in die Stollengänge. Bei
Kriegsende dürften hier Schienen und Schwellen noch gelegen haben, wurden
dann aber wohl "weggefunden", das heißt, beim Schrotthändler zu Geld gemacht
oder an anderen Steinbruchstandorten wiederverwendet.
Um die vorgesehene Nutzung als unterirdische Anlage zur Herstellung von
Flugbenzin durch Verflüssigung von Kohle realisieren zu können, wären im
Frühjahr 1945 vermutlich noch einige Monate (Zwangs-)Arbeit erforderlich
gewesen. Deshalb präsentiert sich das Stollengewirr ein halbes Jahrhundert
später als unübersichtlich, unfertig und als regelrechtes "Kuddelmuddel".
Die mit meterhohen Steinbarrikaden zugeschobenen Stollenmundlöcher
verstärken das Durcheinander. Nach dem Krieg wurde den Amerikanern
gegenüber berichtet, 4/5 des Rohbaus der Anlage sei fertiggestellt gewesen.
Etwas aufgeräumter sieht es lediglich im ehemaligen sogenannten "Rolloch-Stollen"
der Kalkwerke aus. Hier finden sich am - mit einem betonierten Portal versehenen
- Stolleneingang noch Anlagen zur Bewetterung. 8,20 Meter breit und 4,60 Meter
hoch ist hier der Stollen, der nach 80 Metern in eine Kreuzung mündet. Nach
links (Südosten) zweigt in einer höheren Ebene ein 105 Meter langer Stollen ab, in dem
nach 60 Metern ein nur drei Meter weit angebrochener Stollen nach links abzweigt.
In weißer Farbe steht hier die Zahl "13". Von außen findet sich hier ein verschüttetes
Mundloch, es besteht jedoch keine Verbindung nach Innen - die Arbeiten, den
Stollen durchschlägig zu machen, wurden abgebrochen.
Wer an der Kreuzung des Rollochstollens geradeaus geht, hat bis zur Ortsbrust
44 Meter zu gehen. Dabei passiert er die 1961 eingebaute "Brecheranlage" (in
Wirklichkeit handelt es sich um einen seilzuggesteuerten Aufgaberost, mit dem
die Waggons gefüllt wurden), die in einem "Stahlbetonkorsett" über zwei
Etagen in den Stollen montiert wurde. Sie hat eine Verbindung zur
obersten Ebene des Steinbruchs, wo sich ein Trichter befindet, in den Lkw
die gebrochenen Kalksteine kippten, die dann auf den Aufgaberost fielen.
Vom dort aus fielen die Steine dann - mengenmäßig portioniert - in Waggons,
die auf Schienen mit 750 mm Spurweite standen. Eine Wasserleitung und ein
Stromkabel, die hier in der Firste des Rollochstollens verschwinden, führten
im Innern des Berges hoch bis zur Abbruchkante. Dort wurde Strom für technische
Anlagen und das Wasser benötigt, um das Rolloch zu wässern, damit die gebrochenen
Kalksteine besser hinunter auf den Aufgaberost rutschten.
Begonnen hatte alles im Spätsommer 1944, als mehrere männliche Häftlinge an das
von der Gestapoleitstelle Dortmund neu eingerichtete "Arbeitserziehungslager"
Sanssouci bei Balve (siehe auch WR Lüdenscheid v. 05.02.2009 im "Pressespiegel") überstellt wurden. Diese Zwangsarbeiter mussten in Oberrödinghausen
unter Aufsicht der Organisation Todt die Stollenanlagen für das unterirdische Hydrierwerk-Projekt
"Schwalbe 1" ausbauen. Lagerleiter war Kurt Gertenbach, Chef der Gestapo Lüdenscheid
(Nach der Kapitulation wurde Karl Gertenbach im Polizeigefängnis des alten Lüdenscheider Rathauses
inhaftiert. Er nahm sich in einer der Haftzellen, in die er vorher viele Dutzend Juden und viele
hundert politische Gegner eingewiesen hatte, am 15.5.1945 das Leben durch Erhängen [Matthias Wagner:
Verstrickung der Polizei in NS-Terror].).
Eröffnet wurde das Lager am Bahnhof in Balve-Sanssouci am 03.10.1944, offiziell geschlossen
wurde das Lager am 27.02.1945. Anmerkung: Im Buch "Das Nationalsozialistische Lagersystem",
3. Auflage 1999, wird ein "Zivilabeiterlager
Oberroedinghausen" - dort als Lager der Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke gelistet -
mit 438 Zwangsarbeitern erwähnt.
Chronik der Ereignisse - 1977 erstellt
Als Grundstückseigentümer, Nachbar und aktiver Partner beim Bau
der Schwalbe-Stollen waren die Rheinisch-Westfälischen-Kalkwerke
in das Bauvorhaben eingebunden. Werksdirektor Dipl.-Ing. F. Plank
erstellte im Jahre 1977 aus den Unterlagen im Archiv der Kalkwerke
eine kleine Zeittafel über das Geschehen im Steinbruch Emil 1:
27. Juli 1944 Große Geheimbesprechung zum Thema "Hydrieranlage
im Steinbruch Emil".
Quelle: "Entscheidung an Rhein und Ruhr", Helmut Euler, 3. Auflage 1995, Motorbuchverlag Stuttgart, S. 211 ff.;
"Kapitel XII Geheime Waffen und synthetisches Benzin"
Treibstoff für die Me 262 sollte aus
...Fast in jeder Stadt des Ruhrgebietes stand ein Hydrierwerk, in dem nach
dem Verfahren von Fischer-Tropsch und Bergius Treibstoff verschiedenster
Qualitäten syntetisch aus Kohle hergestellt wurde. Rüstungsminister Albert
Speer sah sich nun gezwungen, die "Benzindestillen" des Reiches in
bombensichere Tunnel und Höhlen zu verlegen. Allerdings war dieses Problem
technisch nicht so einfach zu lösen wie die Herstellung von Raketen und
Waffen in unterirdischen Anlagen.
Für die Gewinnung des Treibstoffs wurden hoher Druck und hohe Temperaturen
benötigt, mit denen technologisch in geschlossenen Höhlensystemen nur unter
erheblichen Risiken umgegangen werden konnten. Auch in den normalen
Hydrierwerken war es immer wieder zu technischen Defekten und sogar
Explosionen gekommen, die sich in Tunneln und Höhlen katastrophal hätten
auswirken müssen. Schließlich wurde trotz solcher Bedenken in einem
"Mineralöl-Sicherungsplan" der Bau von unterirdischen Anlagen beschlossen.
Eine dieser Anlagen, die jährlich 240.000 Tonnen des Flugzeugtreibstoffes J 2
herstellen sollte, wurde in der Nähe von Oberrödinghausen bei Menden plaziert.
In den dortigen Kalksteinfelsen sollte das sogenannte Projekt "Schwalbe 1"
realisiert werden.
Dieser J-2-Treibstoff war gegenüber Benzin weniger wertvoll,
aber er lieferte den Treibstoff für die Me 262, das neuentwickelte Düsenkampfflugzeug,
dessen Einsatz nicht zuletzt auch der Abwehr feindlicher Flugzeuge gegen die
Hydrierwerke im Ruhrgebiet diente. Im Juli 1944 hatte die Me 262 zum ersten
Mal über den Hydrierwerken Mitteldeutschlands amerikanische Kampfverbände
angegriffen.
Die Betriebsaufnahme im Werk "Schwalbe 1" plante man für den September 1945.
Im Herbst 1944 begannen die Bauarbeiten durch die Organisation Todt, die mit
einigen Tausend Arbeitskräften den Kalkfelsen des Hönnetals zu Leibe rückte.
Ende 1944 hatten diese meist ausländischen Zwangsarbeiter 12 große Stollen
in die 40 Meter hohen Felsen der Hönnetaler Kalkwerke vorgetrieben. Diese
Stollen waren bis zu 1.000 Meter lang und im Innern zu gewaltigen Höhlen
erweitert worden, in denen Eisenbahnzüge verkehren konnten. 80.000 bis
100.000 Menschen hätten Unterschlupf finden können. Das Abräummaterial wurde
mit Feldbahnen herausgefahren.
Für die Produktion benötigte man große Mengen Wasser, das über Leitungen
aus dem Ruhr- bis zum Hönnetal gebracht werden sollte. Stahlrohre mit einem
Meter Durchmesser und acht Metern Länge sollten hierfür zusammengeschweißt
werden.
Beim Einmarsch der Amerikaner lagen diese Rohre, die in einem Tunnel
den Mendener Rodenberg durchquerten, in Abschnitten fertiggestellt, zumeist
verlegt aber noch nicht verschweißt auf dem Baugelände. Die Aushöhlungsarbeiten
in den Kalkfelsen waren zu diesem Zeitpunkt nahezu abgeschlossen.
Für den Transport der Kohle - immerhin benötigte man für die Gewinnung einer
Tonne Treibstoff fünf Tonnen Kohle - war die Strecke Fröndenberg - Hönnetal
ausgebaut worden. Nur die Eisenbahnbrücke über die Ruhr, 1943 von den
Wassermassen des Möhnestausees weggerissen, blieb als einspuriger Engpass
erhalten. Die RWE hatten eine 100.000 Volt-Hochspannungsleitung von
Menden-Ohl nach Lendringsen verlegt, eine weitere Leitung sollte von Hemer
über Deilinghofen ins Hönnetal führen. Geplant war ferner eine Rohrleitung
aus dem Raum Hamm-Unna ins Hönnetal, um durch diese Pipeline flüssige Kohle
in das Hydrierwerk zu leiten.
Mitte März 1945 wurden die Arbeiten am Projekt "Schwalbe 1" eingestellt
und damit auch die unterirdischen Anlagen, die in Bredelar, Messinghausen
und Giershagen im Bau waren, aufgegeben. Die Zwangsarbeiter kamen, wenn sie
Angehörige von Strafkompanien waren - also straffällig gewordene deutsche
soldaten - in Lager in der Senne, die ausländischen Zwangsarbeiter blieben
in den Lagern der Baustellen. Es waren Zwangsverschleppte aus vielen Teilen
Europas, die um so rücksichtsloser eingesetzt wurden, je näher die Front
rückte. Gegen Ende des Krieges wurden die Arbeits- und Lebensbedingungen
dieser bedauernswerten Menschen immer menschenunwürdiger...
Quelle: Hagen, Historisches Zentrum
. . . Im September 1944 wurde das Lager in Hagen-Haspe zum zentralen "Auffanglager"
für "arbeitsvertragsbrüchige Ostarbeiterinnen" im Zuständigkeitsbereich der
Stapo Dortmund bestimmt. Innerhalb des inhaftierten Personenkreises existierte
eine gewisse Fluktuation, da über das Lager auch Inhaftierte an andere
Arbeitserziehungs- und Straflager weitergeleitet wurden. So wurden im
Spätsommer 1944 mehrere männliche Häftlinge unter anderem auch an das von
der Gestapoleitstelle Dortmund neu eingerichtete Arbeitserziehungslager
in Sanssouci bei Balve überstellt. Diese Zwangsarbeiter mussten in
Oberrödinghausen im Hönnetal bei Menden unter Aufsicht der OT umfangreiche
Stollenanlagen für das unterirdische Hydrierwerk-Projekt "Schwalbe 1" ausbauen. . .
Quelle: Agenda 21 Lexikon
Kohleverflüssigung (CtL):
Mit verschiedenen Verfahrenstechniken (CtL = Coal to Liquid, z.B. Fischer-Tropsch,
Bergius-Pier) kann Kohle in eine flüssige Substanz überführt werden, die ähnliche
Eigenschaften wie Erdöl hat und folglich Erdöl substituieren kann, d.h. es können
typische Endprodukte wie Benzin, Diesel und Heizöl im Zuge der Kohleverflüssigung
hergestellt werden. Im Vergleich zu Erdöl hat die Kohleverflüssigung jedoch einen
deutlich höheren Energieaufwand und einen etwa doppelt so großen CO2-Ausstoß.
Quelle: Auszug aus "Österreichische Treibstoff- und Schmierölindustrie im
2. Weltkrieg", Dipl.-Ing. (FH) Markus Schmitzberger (www.geheimprojekte.at)
1944: Mineralölsicherungsplan - Geilenbergprogramm
. . . Es ist wohl eines der großen Rätsel, warum die deutsche Führung einfach „vergaß“,
die Treibstoffindustrie gegen Bombenangriffe zu schützen. Als man schließlich doch noch
Maßnahmen ergriff, war es in Wahrheit längst zu spät:
Was die deutsche Erdölindustrie nun benötigte, war ein Wunder. Der Mann, der dieses Wunder herbeiführen sollte,
hieß Edmund Geilenberg. Der bisherige Leiter des Hauptausschusses für Munition im Reichsrüstungsministerium
wurde am 30. Mai 1944 von Hitler persönlich zum „Generalkommissar für die Sofortmaßnahmen beim
Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion“ bestellt.
Während ununterbrochen neue Horrormeldungen von der „Treibstofffront“ einlangten, ging Geilenberg daran,
gemeinsam mit der I.G. Farben Industrie, einen Rettungsplan zu erstellen. Carl Krauch, Vorstandsvorsitzender der
I.G. Farben und „Generalbevollmächtigter für Sonderfragen der chemischen Erzeugung“ (GBChem), erarbeitete
hierfür die Grundlagen, aus denen im Juni 1944 der sogenannte „Mineralölsicherungsplan“ wurde. Dieser sah
vor - oft mit einfachsten Mitteln - eine Grundversorgung an Treibstoffen sicherzustellen. Dazu gehörten
Destillationsanlagen auf der Basis vorhandener Dampfkessel, die Untertageverlagerung ganzer Raffinerien, aber
auch der Neubau zahlreicher Kleindestillationsanlagen.
Schließlich war es geplant, folgende Arten von Anlagen zu errichteten (Quelle: Wichert, Decknamenverzeichnis
deutscher unterirdischer Bauten des zweiten Weltkrieges; Marsberg 1999, Seite 162 ff.):
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